Wird die Auswirkung der Energieeffizienz auf Preise überschätzt?

Verschiedene Analyse haben zuletzt versucht, den möglichen Preisabschlag auf nicht energieeffiziente Immobilien zu beziffern. Ein solcher Abschlag ist unbestritten, aber die Höhe wird vermutlich überschätzt. In einer Hintergrundanalyse hat empirica genauer geprüft, wie sich dieser Abschlag auf Basis von Angebotskaufpreisen berechnen lässt.

Die Energieeffizienzklasse C wurde als Referenz gewählt. Dadurch ergeben sich bei den Klassen B, A und AA Zuschläge, die auf steigende Neubaukosten zurückzuführen sind. Im Gegensatz dazu gibt es ab Klasse D Abschläge, die auf schlechtere Energieeffizienz und drohende Sanierungskosten hinweisen.

Lesehilfe: Das hedonische Modell zeigt im Q2 2024 einen Abschlag von 333 Euro/m² auf Energieeffizienzklasse G und einen Aufschlag von 412 Euro/m² auf Klasse AA. Die Zu-/Abschläge der anderen Klassen liegen dazwischen. Die Referenz ist Klasse C.

Die Zu- und Abschläge differenzieren sich im Zeitverlauf immer weiter. Beispielsweise haben sich die Zuschläge für Klasse A über sechs Jahre hinweg verdoppelt: von 210 Euro/qm im Jahr 2018 auf 412 Euro/qm im Jahr 2024. Im Gegensatz dazu stagnierten die Abschläge für Klasse F lange Zeit bei etwa 80 Euro/qm, um sich dann nach dem Krisenbeginn 2022 innerhalb von zwei Jahren auf 197 Euro/qm zu verdoppeln. Da die Zuschläge für Klasse B und höher seit 2018 ansteigen, während die Abschläge für Klasse D und schlechter erst nach Beginn der Energiekrise 2022 abrupt zunahmen, rechtfertigen wir die Wahl der Klasse C als Referenz. Es ist daher naheliegend, die Abschläge als Folge drohender Sanierungskosten und die Zuschläge als Folge steigender Neubaukosten zu interpretieren.

Lesehilfe: Das hedonische Modell zeigt eine Ausdifferenzierung der Zu- und Abschläge auf Energieeffizienzklassen. Ab dem Q2/2022 beschleunigt sich der Prozess sogar. Die Referenz ist Klasse C.

Wichtig ist, die Berechnung der Zu- und Abschläge für die Energieeffizienz in einem komplexeren Modell auch im Zusammenhang mit dem Baualter der Immobilien zu betrachten. Ein Blick alleine auf die Energieeffizienz reicht nicht aus. Wenn Baualter und Energieeffizienz in einem Modell betrachtet werden, dann reduzieren sich die Abschläge für das Baualter. Dennoch können beide Variablen im hedonischen Modell nicht sauber getrennt werden. Die Hedonik kann den Abschlag durch eine schlechte Energieeffizienz aufzeigen, andere Variablen wie das Baualter sollten jedoch immer mit betrachtet werden.

Lesehilfe: Das hedonische Modell zeigt im einfachen Modell ohne Energieeffizienzklassen einen Abschlag für die 1960er Baujahre von 935 Euro/m² (blaue Linie) im Vergleich zum Neubau. Im komplexeren MOdell reduziert sich dieser Abschlag auf 800 Euro/m² (hellgraue Säule für Referenzklasse C). Rechnet man beide Effekte (Baualter, Energieeffizienz) zusammen, dann ergibt sich der Preisabschlag für die jeweilige Klasse (dunkelgraue Linie).

Unterschiedliche Zu- und Abschläge für Angebotsmieten und -kaufpreise können im empirica regio Marktstudio  ausgewertet werden, um den Einfluss der verschiedenen Objekteigenschaften in einer Region zu prüfen. Kontaktieren Sie uns  für weitere Informationen.

Die gesamte Analyse finden Sie in der Analyse zum empirica Immobilienpreisindex zum Q2/2024:

empirica ag (2024): empirica Immobilienpreisindex 2/2024.  (Download extern).