24. Januar 2024

Mietbelastung in Deutschland steigt immer weiter

Die Nettokaltmieten sind in den deutschen Metropolen (A-Städte) um 70 Prozent teurer als vor 13 Jahren. Die Mietbelastung einkommensschwacher Haushalte liegt deutschlandweit bei 31 Prozent. Und: Die Mietentwicklung hängt die Einkommensentwicklung vor allem im Süden ab. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer neuen Untersuchung des Wirtschafts- und Immobiliendatenanbieters empirica regio GmbH. Unser Fazit: Auf den Wohnungsmarkt kommen große Herausforderungen zu. Der Bedarf nach neuem und bezahlbarem Wohnraum in Deutschland wächst weiter. Und: Wer kann, bleibt in der eigenen Wohnung.

In allen Regionen und Städten ist die Mietbelastung der Haushalte signifikant gestiegen. Das ist das Ergebnis einer unserer neuen Untersuchungen, die wir an dieser Stelle vorstellen möchten. Danach geben Haushalte mit einem mittleren Einkommen bei Abschluss eines neuen Mietvertrages im Durchschnitt rund 24 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete aus, in den Metropolen sind es sogar beinahe ein Drittel. Zwischen 2012 und 2022 stieg die Mietbelastung damit bundesweit um rund 2 Prozentpunkte von 22 auf 24 Prozent. In den großen Metropolen wuchs die Belastung im gleichen Zeitraum von 30 auf 34 Prozent.

In der Untersuchung wurden sowohl die Haushaltseinkommen und die resultierende Mietbelastung von Haushalten mit einem mittleren Einkommen (Medianeinkommen) sowie von Haushalten, deren Einkommen an der Schwelle zum unteren Drittel der Einkommensverteilung liegt, berücksichtigt.

In der zweiten Gruppe werden somit Haushalte betrachtet, die zwar über ein geringeres Einkommen verfügen, das aber noch oberhalb der Grundsicherung liegt. Beiden Einkommensgruppen wird die durchschnittliche inserierte Nettokaltmiete für eine Mietwohnung mit 60 bis 80 m2 gegenübergestellt. Die Mietbelastung bezieht sich somit auf die zu erwartende Belastung bei Abschluss eines neuen Mietvertrages und nicht auf bestehende Mietverträge. Kalte und warme Nebenkosten werden in der Analyse nicht betrachtet.

Starker Anstieg der Mieten insbesondere in den Metropolen

Signifikante Entwicklung: Generell haben wir in wachstumsstarken Regionen, insbesondere im Süden Deutschlands und um Berlin herum, einen starken Anstieg der Mietpreise festgestellt, die sich hier zunehmend von den Einkommenszuwächsen entkoppelt haben. Insbesondere 2022 sind die Mieten in vielen Regionen auch noch einmal stärker gestiegen als in den Vorjahren. Eine Folge: Wer kann, bleibt bei dieser Entwicklung erst einmal in seiner bisherigen Wohnung. Schwierig wird es dann für die Haushalte, die umziehen müssen.

Unter der Mietentwicklung leiden besonders einkommensschwache Haushalte, so das Ergebnis unserer Untersuchung. Mit einem Einkommen an der Schwelle zum unteren Drittel der Einkommensverteilung gibt ein Haushalt im Jahr 2022 im bundesweiten Durchschnitt rund 31 Prozent des Haushaltseinkommens nach einem Umzug für die Miete aus und damit 3 Prozentpunkte mehr als noch 2012. Bis 2021 lagen die durchschnittlichen jährlichen Veränderungsraten bei den Mieten bundesweit mit 3,4 Prozent nur geringfügig über der Einkommensentwicklung an der Schwelle zum unteren Drittel (2,8 Prozent pro Jahr). Von 2021 auf 2022 stiegen die Mieten jedoch im Durchschnitt um 5,8 Prozent, die Einkommen dieser Gruppe nur um 2,2 Prozent.

Mietpreisdynamik wird zur Belastung für einkommensschwache Haushalte

Unser Fazit lautet deshalb: Auch wenn es Ausnahmen gibt, wird die hohe Mietpreisdynamik seit 2021 zunehmend zur Belastung insbesondere für einkommensschwache Haushalte. Wenn diese Haushalte umziehen müssen, dann drohen erhebliche Mehrbelastungen. Gleichzeitig sehen wir einen Anstieg der Lebenshaltungskosten, der die Mietpreisentwicklung nochmals deutlich überschattet. Das dann noch verbleibende Budget wird kleiner. Deshalb brauchen wir dringend ein erhöhtes Angebot und bezahlbaren Wohnraum, um hier Entlastung zu schaffen.

Datengrundlagen

Die Bestimmung sogenannter hedonischer Preise ist ein Verfahren, bei dem Qualitätsänderungen berücksichtigt werden, weil sich das jeweils inserierte Wohnungsangebot im Zeitverlauf unterscheiden kann. Der für diese Auswertung berücksichtigte Wohnungstyp hat eine Wohnfläche von 60-80m², eine gehobene Ausstattung und keine bestimmte Altersklasse (sowohl Neubau als auch Bestand). Die in dieser Analyse verwendeten Daten werden als den empirica Immobilienpreisindex  veröffentlicht.

Datengrundlage ist eine umfangreiche Sammlung sorgfältig aufbereiteter Immobilienmarktdaten aus mehr als 100 Quellen (Angebotsdaten) aus der VALUE Marktdatenbank . Die Sammlung speist sich aus kontinuierlich, deutschlandweit und flächendeckend recherchierten Immobilieninseraten.

Das Nettoeinkommen der privaten Haushalte ergibt sich dadurch, dass dem Primäreinkommen einerseits die monetären Sozialleistungen und sonstigen laufenden Transfers hinzugefügt werden, die die privaten Haushalte überwiegend seitens des Staates empfangen; abgezogen werden dagegen Einkommen- und Vermögensteuern, Sozialbeiträge und sonstige laufende Transfers, die von den privaten Haushalten zu leisten sind. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte entspricht damit den Einkommen, die den privaten Haushalten letztendlich zufließen und die sie für Konsum- und Sparzwecke verwenden können. Die Verteilung der Nettoeinkommen wird über das empirica Einkommensmodell geschätzt. Dieses berücksichtigt u.a. Daten aus der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik, der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und weitere Daten zur Modellierung der unterschiedlichen regionalen Einkommensverteilungen.

Die empirica Regionaldatenbank  bietet eine Datensammlung für Research und Marktbeobachtung auf regionaler Ebene in Deutschland. Die Beobachtung regionaler Immobilienmärkte und die Vorbereitung datenbasierter Entscheidung erfordert eine verlässliche und aktuelle Datenbasis. Je geringer dabei der Aufwand für die Aufbereitung der Daten, desto besser. Die Regionaldatenbank wird laufend aktualisiert und führt amtliche Datengrundlagen mit kommerziellen Datenquellen sowie eigenen Analysen und Berechnungen zusammen.

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